Nick Hornby: „Miss Blackpool“

Hornby

Der neue Roman „Miss Blackpool“ von Nick Hornby entführt uns zu den wilden, bunten Zeiten der 60er-Jahre. Hornby nimmt uns mit zu den Anfängen der großen Unterhaltungsindustrie, zu den großen britischen Helden aus der Medienwelt mitten ins Swinging-Sixties-London.
Die Protagonistin, Barbara, die am Anfang der Geschichte an der Wahl zur „Miss Blackpool“ teilnimmt, den Preis aber nicht annimmt und die Provinz verlässt, weil sie kein weiteres Jahr in dem Dorf aushält, zieht nach London. Sie geht in das Zentrum der entstehenden Pop- und Rockkultur, um Komikerin zu werden.
Zuerst arbeitet sie als Verkäuferin und ihr Weg auf die Bühne erscheint aussichtslos. Aber sie bekommt bei einem Vorsprechen die Chance ihres Lebens und aus Barbara wird Sophie. Um mit ihrer Vergangenheit abzuschließen nennt sie sich ab sofort nur noch Sophie und wird in einer Gruppe von aufsteigenden Künstlern aufgenommen, die zu ihrer Familie werden. Sie wird ein Star innerhalb der Truppe rund um die beiden Drehbuchautoren Tony und Bill, den Produzenten Dennis und den Schauspielkollegen Clive. Sophie spielt in der Sitcom eine junge Frau namens Barbara. Vor der Kamera wird aus Sophie wieder Barbara…

„Aber dann bewegen wir uns doch. Wenn auch nur im Kreis!“

Die Serie wird trotz einiger Katastrophen ein Riesenerfolg. Doch der Roman zeigt mehr das Leben um die leuchtenden Sternchen jener Tage. Was passiert, wenn der Ruhm und die Ideen ausbleiben, was bleibt, wenn die Schönheit verblasst?

„… Darum ging es die ganze Zeit, von Anfang an. Ich wollte berühmt werden, dass meine Mutter in der Zeitung von mir liest oder mich im Fernsehen sieht und mich dann sucht und findet.“

Die Geschichte ist sehr unterhaltsam erzählt. Es wird eine Zeit lebendig, in der vieles seinen Anfang nahm. Es treten im Text Legenden aus Pop- und Rockgeschichte auf, die mich heute noch begeistern. Es kommt zu stets bekannten Diskussionen und Streit beim Durchstöbern der Plattensammlung, ob nun Beatles oder Rolling Stones… Es ist die Welt der am Hungertuch nagenden Drehbuchschreiber, der überarbeiteten Regisseure und meist egozentrischen Schauspieler und der vom Ruhm träumenden Mädchen…

„Die letzten vier Jahre hatten ihr Ruhm und Geld gebracht, aber auch Verwirrung. Konnte sie überhaupt irgendwas? Oder hatte sie nur Glück gehabt?“

Das Buch heißt im Original „Funny Girl“ gleich dem Roman von Anthony McCarten, in dem eine kurdische junge Frau in London Komikern wird. Der McCarten war etwas bissiger und eher eine multikulturelle Gesellschaftskomödie. Der neue Hornby swingt und beleuchtet mehr die Zeit der 60er Jahre im brodelnden London, auch wenn die Figuren ab und zu mit dem Inhalt verblassen…

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